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Frühling an der Isel

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Bei Niederwasser des Frühjahrs ist das Iselbett über weite Strecken betretbar und offenbart dem aufmerksamen Besucher so manches von dem, was der Fluss später mit seinem hohen Sommerwasser verändern, gleichzeitig aber auch verbergen wird.
Kies- und Sandbänke - später vom Wasser überflutet - liegen noch vielerorts frei; Stellen sind sichtbar, an denen die Isel gearbeitet hat und wieder arbeiten wird, Anrisse an Schotterbänken oder am Ufer, durch den Strömungsdruck erzeugte Strukturen im Flussbett.

Auch das Leben im und am Fluss regt sich wieder auffallender, und die Menschen entdecken ihre Isel wieder neu.


Eisreste an der IselFast unmerklich war der Spätwinter in die ersten Vorfrühlingstage übergegangen. In schattigen Flussabschnitten erinnern Eisreste von Seitengerinnen an die überstandene kalte Zeit.
Die Isel führt noch klares Niederwasser wie im Hochwinter.


Schotterbänke der IselAn vielen Stellen des Tales darf die Isel für sich weiten Raum beanspruchen. Hier kann das Flussbett viel Wasser aufnehmen, hier kann mitgebrachtes Material ab- und umgelagert, die Dynamik des Flusses voll wirksam werden. Die permanente Arbeit der Isel lässt dadurch Lebensräume immer wieder neu entstehen, die anderswo längst verschwunden sind.


Spuren der Iselarbeit Später wird der Seitenarm der Isel volles Wasser führen und diesen Blickwinkel nicht mehr erlauben: wie der Fluss im letzten Jahr hier an der Schotterbank arbeitete und ihr Material entriss, das anderswo dann liegen blieb.


Steinschlichtung im IselbettIm Sommer durch das darüber strömende Wasser verborgen: vielerorts sind die bunten Steine des Flussbettes gleichmäßig ausgerichtet und regelrecht geschlichtet; der Strömungsdruck des Wassers hat sie so gelagert, dass sie ihm möglichst wenig Widerstand leisten.


Schwemmholz im Bett der IselLiegengebliebenes Schwemmholz ist nicht nur Nahrung für holzzersetzende Pilze und Insekten, sondern auch Versteck- und Überdauerungsraum für viele Kleinlebewesen.


Farn auf Schwemmholz an der IselMit dem Schwemmholz eines Flusses werden Pflanzenteile und Samen, aber auch Kleintiere über oft große Strecken transportiert und können damit wieder neue Standorte besiedeln.
Ein näherer Blick auf das Totholzstück im Gewirr des oberen Bildes zeigt, wie auf ihm einige Moospflänzchen und Farne sogar die Trockenzeit des Winters leidlich überstanden haben. Das nächste größere Sommerhochwasser wird sie weiter reisen lassen.


Huflattich an der IselÜber Nacht sind sie doch aus dem Boden erschienen, die ersten Frühlingsgrüße – die Blütenkörbchen des Huflattichs. Er kann recht gut auf nahezu humusfreien Böden gedeihen; wir treffen ihn auch an Böschungen frisch gebauter Wege; seine ursprünglichen Standorte aber sind die Rohböden von den Moränen der Gletscher bis herab zu den Umlagerungstrecken unserer Flüsse - wie hier an der Isel.


Alpenleinkraut als Schwemmling an der IselVon ähnlich kargen Böden – beheimatet im Hochgebirge - kommen andere, wie das Alpenleinkraut. Als Samen oder Pflanzen vom Wasser ins Tal getragen haben sie hier als „Alpenschwemmlinge“ eine neue Heimat gefunden. Herunten im Tal schmücken schon im April und Mai seine Rachenblüten die Schotterbänke der Isel mit freudigen Farbtupfern; im Geröll des Hochgebirges wird er ein Vierteljahr später im Juli oder sogar noch August den Hummeln Nektar bieten.


Alpen-Wundklee – Schwemmling an der IselAuch die gelben Blütenköpfchen des Alpen-Wundklees begegnen uns weiter oben an trockenen Berghängen. Er wurzelt aber auch auf den Anlandungen der Isel, die zeitweilig stark austrocknen können. Die geknickten Halme des Vorjahres zeigen noch, wie damals ein besonders starkes Sommerhochwasser die Sandbank überfuhr. Der Wundklee hielt es aus und blüht unverzagt wieder.


Knorpelsalat an der IselNur dem Fachmann wird sie auffallen, diese unscheinbare Pflanze: eine Blattrosette des Alpenknorpelsalats.

Der Knorpelsalat prägt diesen Pionierlebensraum der Schotterbänke und gibt der so selten gewordenen „Knorpelsalat-Gesellschaft“ den Namen, in welcher meist auch Tamarisken vorkommen.
Auch teilweise von Sand überschüttet treibt er unverdrossen wieder aus, nachdem er mit seiner Blattrosette den Winter ausgehalten hat.
Im Sommer wird der Knorpelsalat blühen und mit Flugfrüchten für eine Besiedlung neuer Flächen sorgen.


Jungtamarisken an der Isel treiben ausAuch für die Jungtamarisken beginnt die neue Wachstumszeit; Tamarisken überdauern nur mit ihren verholzten Haupttrieben den Winter. Nun sprossen Seitentriebe mit Blättern, ein stürmisches Wachstum beginnt; bereits im nächsten Jahr werden sie erstmals blühen und fruchten.


Blühende Weiden an der IselDie Weiden an der Isel lassen ihre Kätzchen blühen, eine wertvolle Bienennahrung in früher Jahreszeit.
Viele Weiden wie die Purpur- und Lavendel- weide siedeln sich wie die Tamariske als Pionierpflanzen an jenen Stellen an, die der Fluss durch Umlagerung neu entstehen ließ. Die Tamariske wächst zwar etwas rascher, wird dann aber von den höher werdenden Weiden überholt und beschattet, wodurch sie an diesen Stellen allmählich verschwin- det. Die „Weiden-Tamarisken-Gesellschaft“ kann sich bei länger ausbleibender Umlagerung aus der Knorpelsalat-Tamarisken-Flur entwickeln und lässt sich von dieser nicht scharf abtrennen. Beides sind für dynamische Flüsse kennzeichnende und europaweit besonders seltene Lebensgemeinschaften.


 Auwald an der IselImmer rascher gewinnt die Flusslandschaft Farbe; die Aubäume überziehen sich mit einem zarten Grün in verschiedenen Schattierungen. Die Klarheit der Isel erzählt davon, dass es in den Bergen noch kalt ist.


wilde Stachelbeeren in einer Isel-AuDie wilden Stachelbeeren im Unterwuchs des Auwaldes blühten schon früh und werden zeitig im Sommer ihre gereifen behaarten Früchte tragen.


Brennessel in einer Isel_AuAuch sie drängen mit junger Kraft aus dem Boden – die Brennnesseln.

Vielleicht sind wir überrascht, sie an vielen Stellen im Auwald zu finden; wir kennen sie ja sonst allenfalls als lebenskräftiges „Unkraut“ in der Nähe des Menschen.

Brennnesseln lieben stickstoffreiche Böden. Auch der Auwald ist fruchtbar: Erlen können Rohböden besiedeln und dort gut gedeihen, weil in ihren Wurzeln lebende Pilze Stickstoff aus der Luft binden und damit für die Pflanze verwertbar machen. Der herbstliche Blattfall bereichert dann den mineralischen Auwaldboden mit organischem Dünger.


Isel, Iseltal bei AinetDer Auwald an der Isel oberhalb von Ainet und die Fluren zeigen zartes Grün; die Bäume am Schattenhang sind noch unbelaubt. Im hellen Kontrast dazu stehen die Sonnenreflexe im Iselwasser, der Blütenschleier eines Wildkirschenbaumes und der Schneemantel der Lienzer Dolomiten.


Erdkröte in einem Tümpel an der IselÜber einige Kilometer kann die Wanderung der Erdkröten zu jenen Laichgewässern führen, in denen sie selbst als Kaulquappen ihre erste Lebenszeit verbracht haben.
Ihre eigenen Nachkommen werden dann wieder hinaus in die Landschaft aufbrechen und sich dort eine Bleibe suchen.
Stehende Gewässer werden immer seltener. Umso wichtiger sind jene verbliebenen Autümpel, die sich im Bereich der Isel erhalten konnten.


Zitronenfalter - Frühlingsbote an der IselDer Zitronenfalter überwintert als fertiger Schmetterling und ist damit einer der ersten Frühlingsboten unter den Faltern. Hier hat er eine frühe Lichtnelke in Ufernähe gefunden. Seine Eier wird er an Faulbaum oder Kreuzdorn ablegen, deren Blätter der Raupe als Nahrung dienen.


Feldwespen-Nest an der IselKaum zu entdecken: das bescheidene Nest einer Feldwespe im Gewirr einer Geröllbank der Isel.
Nach gut überstandenem Winter hat sie grau angewitterte Holzfasern abgenagt und mit Speichel verklebt; mit diesem papierartigen Werkstoff errichtete sie eine gestielte, kleinen Wabe an der wettergeschützten Seite eines Geröllsteines. Nun soll in den einzelnen Zellen eine neue Generation heranwachsen. Die aus dem Ei geschlüpften Maden müssen mit zerkauten Beutetierchen gefüttert werden, bis sie sich verpuppen. Die ersten geschlüpften Wespen werden ihre Mutter dann weiter unterstützen - wenn nicht ein zu starkes Sommerhochwasser die ganze Mühe vergeblich sein ließ.


Flussuferläufer – Brutvogel an der IselUnüberhörbar sind die schrillen Rufe des Flussuferläufers bei seinen
Revierauseinandersetzungen und Balzspielen. Er ist ein Kiesbankbrüter und damit europaweit bedroht. An der Isel brütet er noch; in nicht allzu langer Zeit werden seine unauffälligen Jungen geschlüpft sein und die Nestmulde verlassen.

Photo: Klaus Dapra, Lienz



Äschen laichen in der IselAuch im Wasser regt sich die Liebe – nicht nur in der Isel selber, auch in ihren Zuflüssen (wie dem Michelbach) kann temperamentvolles Treiben beobachtet werden – wie die Äschenmännchen mit ihrer besonders großen und bunten Rückenflosse die umworbene Partnerin zu umschmiegen versuchen, um mit ihr zusammen neues Leben ins Wasser auszustreuen.


Virger Feldflur, IselWeiter oben, im Virgental, ist das Frühjahr noch nicht so weit gediehen. Die Virger Feldflur mit ihren Gehölzen an der Sonnseite oberhalb der jungen Isel ergrünt gerade; die Schattseite rechts zeigt noch weithin vorfrühlingshaftes Braun.


Isel, Schafe in PrägratenNoch karger ist das Grün in Prägraten, wo es gerade für eine erste Verkostung durch die genügsamen Schafe reicht.

Mit zunehmender Tageserwärmung wird die Isel bald das Schmelzwasser von den Dreitausendern im Talhintergrund bringen.


Die Isel in StredenDie kleine Talweitung von Streden ist der höchste und letzte Dauersiedlungsraum an der jungen Isel im Virgental.

Nicht nur die Gletscher der Maurerkeesköpfe im Hintergrund des Maurertales sind noch tief verschneit, auch hier herunten an der Isel liegen noch Reste des Winters.


Pestwurz an der IselDer Blütenstand einer Pestwurz wollte nicht mehr länger zuwarten und suchte sich einen Weg durch die Schneereste am Ufer der Isel.

Zur gleichen Zeit sind in der Iselstadt Lienz - nahezu 800 Meter tiefer - die Spättulpen schon am Verblühen.


Lawinenwarntafel am Beginn des UmbaltalesMit einem Besuch der Isel in ihrem Ursprungstal wird man noch warten müssen: Zu hoch und steil sind die schneebedeckten Flanken des Umbaltales, zu groß bis tief in das Frühjahr hinein die Lawinengefahr.


Am Draußen am „Wasserrain“ in Lienz ist die Isel schon seit vielen Wochen Begleiterin der Menschen, die hier an ihrem Ufer Erholung suchen.


Frühlingserwarten an der IselHerüben der sonnenhelle Iselsand, drüben am schattseitigen Ufer noch Schneereste – die Menschen können es kaum mehr erwarten, am noch winterklaren Wasser der Isel das Erwachen des Frühjahrs zu spüren.


Erstes Sonnenbad an der IselÜberall am vielgestaltigen Iselufer finden sich verborgene Plätze, an denen sich die erste warme Sonne erleben lässt.

Paar an der IselVerbindendes Erlebnis der Ruhe an der Isel – für alle findet sich Platz und Erlebnismöglichkeit.


Kinder spielen an der IselBei Niederwasser sind die Sandbänke besonders breit: ein herrlicher Spielbereich für Kinder. Sand, Wasser, Steine – was gibt es Schöneres?


Spaziergang am IselwegFrühlingssonne auf Steinkunstwerken, begleitet vom Wasserrauschen der Isel – Spaziergang entlang der Serpentinskulpturen am Iselweg in St. Johann im Walde.


Radfahrt an der IselAuch sportliche Bewegung lockt wieder ins Freie – ganz besonders an den landschaftlich reizvollen Weg entlang des Flusses im Iseltal.


Fischer und Rafter an der IselVerschiedene Mögichkeiten einer Begegnung mit der Isel: Beschaulich bearbeiten die Fischer ihre Gerätschaften, während im Hintergrund sportbegeisterte Rafter sich eine aufregende Route durch die noch niedrigen Iselarme suchen.


Erholung für alle an der IselEin kostenloses, unschätzbares und vielgenutztes Naherholungsgebiet für Bürger und Gäste im Iseltal: Die Iselufer sind über weite Bereiche durch Wege erschlossen und damit für jedermann erreich- und erlebbar.


Erholungsraum Isel - Flussaufweitung SchlaitenEin vorbildlicher Flussbau beließ der Isel über weite Strecken ein großzügiges Flussbett, schuf und schafft aber auch neue Flussaufweitungen wie hier oberhalb der Schlaitener Brücke.

Diese Aufweitungen verbessern nicht nur die Hochwassersicherheit weiter, sondern sind bei Niederwasser mit ihren Sand- und Schotterbänken auch geschätzte Erholungsräume, wie das lebhafte Treiben an einem sonnigen Maientag zeigt.
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Das Naturjuwel Isel ist Osttirols unersetzlicher Erholungs- und Erlebnisfluss.