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Runder Tisch: Isel und Natura 2000 - politisches Verwirrspiel mit Gutachten?

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Eine große Runde hatte LH-Stellvertreterin Felipe für den 10. Juni in den Kesslerstadel in Matrei geladen: Politische Mandatare und Bürgermeister, Kammer- und Tourismusvertreter, aber auch NGOs waren vertreten.

Es sollte dies ein erstes Gespräch zur Klärung von Fragen und Missverständnissen zu Natura 2000 allgemein, aber ganz besonders an der Isel und ihren Zubringern sein. Diese werden ja von der EU sehr entschieden zur Nominierung eingefordert (siehe Chronologie des Natura 2000-Verfahrens zur Isel).


Die sich ändernden Sand- und Schotterbänke der Isel sind das SchutzzielSachliche Informationen gab es im ersten Teil der Veranstaltung:

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Natura 2000 umriss HR Dr. Kurt Kapeller (Leiter der Abteilung Umweltschutz beim Amt der Tiroler Landesregierung).

"Was bedeutet Natura 2000 in der Praxis" wurde mit vielen anschaulichen Beispielen von REVITAL geschildert - jener Firma, die schon jahrzehntelange Erfahrung damit hat.

Der Biolgoge Dr. Oliver Stöhr ging auf die ganz besonderen Lebensansprüche der Deutschen Tamariske auf den Sand- und Schotterbänken der Gewässer ein und erläuterte den aktuellen Zustand und die Verbreitung der Deutschen Tamariske (Synonym "Ufer-Tamariske") in Osttirol. Sie kommt an der Isel bis Hinterbichl und allen großen Zuflüssen vor.
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Die anschließende Diskussion dauerte dann länger als vorgesehen.

Wer das bisherige Geschehen verfolgt hat, kennt die immer wieder beschworenen Schreckensszenarien ("Käseglocke", "wirtschaftliches Aus" ...), mit denen vor allem politische Funktionäre gegen Natura 2000 agierten - obwohl Natura 2000 sich ja nur auf die vorgesehenen Gewässerläufe selbst (öffentliches Wassergut!) beschränken soll.

So bestand nun zu Beginn der Diskussion die Möglichkeit, Bedenken zu äußern und kritische Fragen zu stellen. Dabei zeigten sich die gegenüber Natura 2000 vorgebrachten Bedenken in nahezu allen Beispielen als hinfällig, da die betreffenden Umstände schon längst durch den bereits vorhandenen rechtlichen Rahmen geregelt sind.

Trotz einzelner demagogischer Ausritte (wenn z.B. ein Natura 2000-Schutz der Sand- und Schotterbänke eines Flusses für eine Abwanderung aus den Tälern verantwortlich gemacht wird - NR BM G. Hauser) verlief die weitere Diskussion ziemlich sachlich, aber verständlicherweise kontroversiell.

Woher der politische Wind weht, wurde gegen Ende der Diskussion klar: LA Mayerl stellte die unverblümte Frage an anwesende NGO-Vertreter, ob sie auch mit einer Teilabgrenzung einverstanden wären - und BR BM Köll sekundierte heftig. Zuvor schon hatte Köll in einer weit ausholenden Wortmeldung dargelegt, dass er als Obmann des Planungsverbandes 34 eigene umfangreiche Gutachten in Auftrag gegeben habe, die mit einem eigenen Gebietsvorschlag zu einem Kompromiss bezüglich des Ausweisung führen sollten; bis Anfang Juli würden die Ergebnisse vorliegen.

Soll hier mit überdimensionalen Untersuchungen und aufgebauschten Gutachten zu Fragen, die für die eigentliche Ausweisung belanglos sind (genetische Studie, Gewerbegebietsscreening ...), politischer Druck auf den Regierungspartner ausgeübt werden? Weitere Geheimgutachten, mit öffentlichem Geld bezahlt? Ein Verwirrspiel, das von der eigentlichen Aufgabe, die Sand- und Schotterbänke der Gewässer mit ihren Pioniersiedlern ökologisch funktionsfähig zu erhalten, ablenken soll?


Wir werden sehr darauf achten, das wirklich einschlägige, für die eigentliche Thematik (Habitat 3230: "Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Myricaria germanica") zuständige Fachgutachter die Abgrenzungsvorschläge durchführen und nicht politische Tauschhändel auf Kosten unserer Natur (bloße Teilausweisungen) stattfinden.
Die Isel mit ihren Zubringern ist als alpenweiter Beispielsfluss und europäische Kostbarkeit zu erhalten.
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Medienspiegel:

Dolomitenstadt sieht einen "Palaver hinter verschlossenen Türen"und beschäftigt sich auch mit Fragen zu Natura 2000.

"Weiter kein Klartext zu Natura 2000" befindet die die Tiroler Tageszeitung;

vom Runden Tisch und der Forderung nach kompletten Schutz der Tamarisken berichtet die Kronenzeitung,

und Radio Osttirol bringt auf Osttirol online Interviews mit verschiedenen Teilnehmern am Runden Tisch.

(Anmerkung: Da die Medien nicht beim Runden Tisch zugegen waren, basieren die Berichte auf dem anschließenden Pressegespräch und Interviews)

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