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Unbekannte Tauern-Einsamkeit

Das Landecktal (auch "Landegg"-tal) entspringt am Hauptkamm der Hohen Tauern zwischen Stubacher Sonnblick (3088 m) und Granatspitze (3086 m), läuft zuerst fast genau südwärts, schwenkt dann nach Westen und mündet mit einer Steilstufe in das Tauerntal.

Der Landeckbach hat in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in seinem äußeren Bereich den größten Teil seines Wassers verloren: die Österreichischen Bundesbahnen leiteten es in ihre Kraftwerksanlagen im Stubachtal über.

Oberhalb der Beileitungen aber ist das Landecktal in den Nationalpark Hohe Tauern einbezogen worden, da es sich hier durch besondere Ursprünglichkeit auszeichnet: Ein markanter Talschluss mit dem Prägratmoos und der Prägratwand, das Naturjuwel Schändlasee - an dem auch ein Abschnitt des Venediger-Höhenweges vorbeiführt - und darüber die Hauptgipfel der Granatspitzgruppe.

Das Landecktal wird im Sommer almwirtschaftlich genutzt; im Spätwinter und Frühjahr ist es als Schitourengebiet ein Geheimtipp; besonders erlebnisreich ist die Abfahrt vom Sonnblick bis hinaus ins Tauerntal.


geplanter TIWAG-Pumpspeicherraum Landeck/LandeggBlick vom Aufstieg zum Stubacher Sonnblick nach Südwesten über das Landecktal: links der Muntanitz und als Vorposten gegen das Tauerntal der markante Nussingkogel. Von der Bildmitte nach rechts zieht sich die Virger Nordkette, die das Virgen- vom Frosnitztal trennt. Auf der Hangschulter halbrechts der verlandende Schändlasee, ganz am rechten Bildrand der Aufschwung zum Sillingkopf. Der äußere Bereich des Landecktales verbirgt sich durch seinen Schwenk nach rechts.


Gipfelsicht im Landecktal/LandeggtalDie Fortsetzung nach Westen zeigt nunmehr links den Schändlasee, darüber den Sillingkopf und die mit ihm durch eine Schneescharte verbundene Amertaler Höhe; zwischen dieser und dem Riegelkopf (rechts) die Eiskrone des Großvenedigers. Fast genau in der Bildmitte – am Ende des frühsommerlichen Schneefeldes – die Karl-Fürst-Hütte, eine Unterstandshütte am hier besonders einsamen Venediger-Höhenweg.


Landeckalm/LandeggalmDie malerischen Hütten der Landeckalm liegen an der Kante hoch über dem Tauerntal (hier in herbstlichem Schatten), überragt von Stallkogel und Schildkogel jenseits des Tauerntales.


Landeckalm/Landeggalm: SolarnutzungSchon längst wird auch im Landecktal umweltfreundliche neue Energie genutzt; die TIWAG allerdings hat sie erst jetzt als „technische Innovation“ entdeckt.
Lieber eine solche sanfte Energiegewinnung im Landecktal als ein stromfressender weiterer Pumpspeicher, wie ihn hier die TIWAG nach der Art „der Väter und Vorväter“ (so Vorstandsdirektor Fraidl am 19.11.2006 im ORF Tirol) plant!


Geplanter TIWAG-Pumpspeicherraum im Landecktal/LandeggtalErst hinter den Hütten der Landeckalm beginnt das eigentliche Hochtal. Die Talsohle wird breit und deutlich flacher mit weiten Weideflächen (hier schon in spätherbstlicher Ruhe). Gerade diese Almböden sollten künftig – so empfiehlt es der ehemalige Leiter des Bezirksbauamtes Lienz OBR Thenius der TIWAG – für einen äußerst fragwürdigen Pumpspeicher überstaut werden: im Herbst unter Wasser, im Frühjahr eine Schutt- und Schlammwüste?


Rinderweiden als Opfer für TIWAG-Pumpspeicher Landeck/Landegg?Für etwa hundert Rinder bieten die Weidegründe des Landecktales Futtergrundlage und willkommene jährliche Sommerfrische. Die Höhen darüber bis zu den Gipfeln sind das Reich der Schafe.


Stauwurzelbereich des geplanten TIWAG-Pumpspeichers Landeck/LandeggMalerische Zirben-Lärchen-Bestände zwischen mächtigen Bergsturzblöcken im Landecktal. Bis hier herein könnte bei Vollstau das Wasser des Speichers reichen, welcher komplett vom Tauerntal aus durch stromverzehrendes Hochpumpen befüllt werden müsste. Beim Abarbeiten gäbe der sinkende Wasserspiegel breite tote Ränder frei.


Opfer eines TIWAG-Pumpspeichers Landeck/Landegg?Schon bald nach der Schneeschmelze erscheinen die Frühjahrsküchenschellen. Ihr feiner haariger Pelz schützt sie auf ihrem sonnigen Standort vor dem Austrocknen.


Opfer eines TIWAG-Pumpspeichers Landeck/Landegg?Später im Jahr sind dann ganze Hänge des Landecktales überzogen vom Rot der blühenden Almrosen -

schön für das Auge, aber nicht so gern gesehen von der Almwirtschaft: Die Polster der holzigen Pflanzen mit ihren derben Blättern schränken die Weidemöglichkeiten ein und dürfen sich nicht allzu sehr ausbreiten.


Opfer eines TIWAG-Pumpspeichers Landeck/Landegg?Im Herbst, wenn das Vieh wieder heimkehrt in die heimatlichen Ställe, ist die Silberdistel ausgereift. Sie öffnet und schließt ihren schimmernden Hüllkelch je nach wetterbedingter Luftfeuchtigkeit.


Opfer eines TIWAG-Pumpspeichers Landeck/Landegg?Der Alpenapollofalter findet mit dem Fetthennensteinbrech in den Quellfluren des Talgrundes genügend Futterpflanzen für seine Raupen. Der Schmetterling selbst fliegt im Juli und August auf den umliegenden blühenden Matten.


ÖBB-Beileitung Landeckbach/LandeggbachDer schäumende Landeckbach wird von den Österreichischen Bundesbahnen erfasst und – zusammen mit dem Wasser aus dem östlichen Seitenast des Landecktales – für alle Zeiten hinüber in deren Kraftwerksanlagen ins Stubachtal nach Salzburg abgeleitet: auch ein Beitrag Osttirols zur Stromgewinnung – allerdings für sauberen heimischen Schienenverkehr, nicht für Spekulationsgeschäfte der TIWAG.


Schandlasee - Landecktal (Landeggtal)Umrahmt vom Blockwerk eines früheren Kargletschers liegt in einer Mulde der rechten Talflanke eine ökologische Kostbarkeit: der Schändla- oder Schandlasee. Ein „schändlicher“ (sozusagen armseliger) See in der Sprache des Volkes deshalb, weil seine Wasserfläche nahezu verschwunden ist. Der einmündende Bach hat ihn schon weitgehend zugesandet; nur mehr einige Seichtwasserflächen sind vorhanden.


Schandlasee im Landecktal/LandeggtalBesonders weltentrückt die Stimmung an einem Herbsttag: Nebelschleier umgeben dieses Naturjuwel und verbergen immer wieder den Großen Muntanitz.


Schandlasee im Landecktal/LandeggtalDer Bach verästelt sich im Seebecken in viele Arme und bringt immer wieder Schotter und Sand ein. So entstehen viele ökologisch interessante Verlandungsinseln und auch größere Verlandungsflächen. Sie werden als erstes von Pionierpflanzen wie bestimmten Moosen und Zwergweiden besiedelt, später dann auch von Seggen, Binsen und malerischen Wollgräsern.
Eindrucksvoll der Gebirgsrahmen, hier der Stubacher Sonnblick (links) und die Granatspitze.


Gipfelsicht im Landecktal/LandeggtalAuf den Gipfeln des Landecktales sind wir von den schönsten Berggestalten der Hohen Tauern umringt.
Hier die Schau vom Stubacher Sonnblick über den Kalser Tauern auf den Großglockner; rechts über dem Sonnblickkees die Granatspitze; hinter dieser die Berge der Schobergruppe mit dem Hochschober ganz rechts.


Schitourengeher Landeckalm/LandeggalmSchitourenfreude abseits der Masse – wie schön, nach langem Aufstieg und beglückender Abfahrt noch einmal bei den Hütten der Landeckalm innezuhalten und zurückzudenken.


Tourenschihänge im Landecktal/LandeggtalFür Genießer und Könner: einige der schönsten Schitourenziele Osttirols finden sich im Landecktal, wie hier die vom Sonnblick und der Granatspitze abfallenden Hänge. Ausdauer, Erfahrung, Wahl der richtigen Route und des passenden Zeitpunktes sind für solche hochalpine Unternehmungen allerdings unerlässlich.


Das Landecktal: ein stiller Teil der Hohen Tauern, sicherlich zu schade, um für fragwürdige Spitzenstromspekulationen geopfert zu werden.