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"Gesellschaftliche Akzeptanz" oder: Virgentaler Keiletreiben

"Zum ersten Mal wird in Österreich ein Kraftwerksprojekt nicht nur nach ökologischen und ökonomischen Kriterien bewertet, sondern auch nach der gesellschaftlichen Akzeptanz" - so die SVWP - jene Werbeagentur, welche für die Planungsgesellschaft INFRA das Virgentalprojekt bewirbt.

Andererseits:

Wie gefiele es Ihnen, wenn bei Ihrem Chef dahingehend interveniert würde, ob er nicht auf Ihre Mitarbeit in der Firma verzichten könne?

Welche Freude würde es Ihnen bereiten, wenn Sie erführen, dass ein politischer Mandatar bei Bürgern anruft, diese sollten nicht Ihren Gastbetrieb frequentieren?

Wie angenehm fänden Sie es, Ihren eigenen Namen in untergriffigen Leserbriefen angeführt zu finden?

„Gesellschaftliche Akzeptanz“ mit gesellschaftlichen Sprengbomben?


Kraftwerksskeptikern im Virgental macht man es derzeit nicht leicht. Offenbar erhoffen sich fanatische Befürworter mehr Erfolg davon, den Iselbewahrern die Existenz zu untergraben als deren Argumente glaubwürdig zu widerlegen.


Nebel über dem Virgental Zur Erinnerung:
Nach der geheimen Vorbereitung des "Wasserkraftwerkes Virgental“ durch die Planungsgesellschaft INFRA und INFRA-gläubige Bürgermeister lief die Sache nicht ganz so wie erwünscht. Nicht alle Bürger glaubten den Heilsversprechungen; vor allem in Prägraten, aber auch in Virgen regten sich kritische Stimmen; die Bürgerinitiative gegen das Iselkraftwerk entstand.

Planer und Bürgermeister riefen Werbeagenturen zur Hilfe. Die Agentur wiko ("Dialog mit Wirkung") wird für die Aufgabe bezahlt, die Öffentlichkeit durch regelmäßige Medienberichte zu bearbeiten. Die Agentur SVWP installierte pseudodemokratische Planungsgespräche, Iselforen, einen Iselrat; auch ein reich dotierter Iselfonds wurde in Aussicht gestellt ( bis hin zur „Daseinsvorsorge“ und „Entschuldung privater Haushalte“), ein Filmemacher mit Werbefilmchen beauftragt und sogar eine Pro-Kraftwerk-Initiative ins Leben gerufen, deren Mitglieder gratis „Kommunikationsseminare“ der SVWP besuchen dürfen.

Die Detailplanung soll nun die Ingenieursgesellschaft ILF durchführen; diese hatte mit öffentlichem Geld die lange geheimgehaltene "Potentialstudie Wasserkraft in Tirol" erstellt.

Für das Ausspionieren von Bürgermeinungen nützlich war eine als „wissenschaftliche Untersuchung“ der Firma INFRA „für ausschließlich interne Zwecke“ durchgeführte Telefonbefragung aller Haushalte in Virgen und Prägraten (den Befragten als im Auftrag der Bürgermeister dargestellt): Sie lieferte Kenntnisse über Gegner (gegen die man entsprechend vorgehen – s.o.) und Befürworter (die man für unterstützende Maßnahmen anwerben kann – s.o.).

Da auch solche Praktiken keinen sicheren Erfolg für ein Kraftwerksprojekt zu garantieren scheinen, soll nun eine überfallsartig vorgezogene Volksbefragung für die Planungsfirmen und die betreibenden Bürgermeister einen Freibrief für weiteres Vabanquespiel bringen (INFRA: „Wir wollen nicht ohne Zustimmung der Bevölkerung die Detailplanung der finalen Variante durchführen“).

Abgestimmt werden soll im Juni über ein Projekt, dessen technische Details, dessen geologische Voraussetzungen, dessen Schicksal im Wasserrechtsverfahren und dessen allfälligen endgültigen Kosten weitgehend ungeklärt sind.

Den von auswärts gekommenen Firmen ist die Einträglichkeit ihrer Arbeit sicher. Bitter sind die Folgen im Tal durch diesen hereingetragenen zerstörerischen Kleinkrieg; die Entzweiung in den Dörfern wird noch über viele Jahre das Zusammenleben belasten.

Zwietracht in der Bevölkerung zur „gesellschaftlichen Akzeptanz“ eines Kraftwerkes?

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